Innere Monologe

Die Schüler und Schülerinnen der 9b haben sich das erste Mal (mit Erfolg) an eigenen inneren Monologen zur Kurzgeschichte "Die Kirschen" von Wolfgang Borchert versucht. Ein paar sehr gelungene Ergebnisse können Sie hier lesen:

 

Er aß nicht die Kirschen. Er aß nicht meine Kirschen, dessen Kirschsaft über seine Hände lief. Es war nicht der Kirschsaft. Mit blutigen Händen sitzt er da auf dem Küchenboden, und ich? Ich stand da. Ich sah ihn an. Ich stand da und tat nichts. Wieso half ich ihm nicht hoch? War seine Lähmung ansteckend, oder ich zu geblendet von der Illusion er hätte meine Kirschen gegessen? Ich kann mir selber nicht trauen. Er saß da, voller Blut, gelähmt auf dem Küchenboden. Ich stand da, regungslos und bilde mir ein er würde meine Kirschen essen. Mach die Augen auf! würde ich mir selber zu schreien. Mach die Augen auf! Doch nun kann ich nicht mehr. Es ist geschehen und ich kann es nicht mehr ändern. Verzeih mir bitte! Würde ich ihn anflehen, wäre er hier. Er ist in der Küche. Er ist in der Küche und holt meine Kirschen. Ob er wieder gelähmt ist? Ob ich es verdiene, dass er in die Küche geht, mir meine Kirschen bringt? Ob ich diese Fürsorge verdiene? Wohl nicht. Warum auch? Die Lähmung packt nun auch mich. Gefangen. Gefangen in meinen Gedanken. Gefangen in meinem Scham. Gefangen. Gelähmt... Wieso half ich ihm nicht hoch? Ich sah ihn an und die Scherben, sie waren mir wie unsichtbar. Es war nicht der Kirschsaft.

Samantha, 9b

 

Ich...Ich habe meinen Vater der blutend in der Küche lag beschuldigt. Ich...Ich habe einen Fehler gemacht. Mein Vater wollte mir nur die Kirschen bringen, doch Ich...Ich dachte er hätte sie gegessen, obwohl ich doch so stark Fieber habe. Und trotzdem kümmert er sich um mich und bringt mir die Kirschen...Sollte ich mich entschuldigen? Ja! sollte ich, denn es war ein Fehler...wird er mir verzeihen? Vielleicht ist er jetzt sauer? Oder enttäuscht? Oder traurig?... ich weiß es nicht...Ich...Ich glaube ich sollte anfangen mehr vertrauen in Menschen die ich gut kenne zu stecken...Klar bin ich krank, ich hätte meinem Vater aber trotzdem helfen können als er in der Küche auf dem Boden lag...Vielleicht sollte ich einfach nochmal mit meinem Vater darüber reden...

Noah, 9b

 

 

Ich freu mich auf die Kirschen, die kalten Kirschen, die mir mein Vater bringt.

Ich fühle mich schuldig, ich habe meinen Vater verdächtigt meine Kirschen gegessen zu haben, meine kalten Kirschen gegen mein Fieber.

Das Bett ist schön warm.

Ich hoffe Vater geht's gut, weil ich ihm nicht geholfen habe.

Die Kirschen, die schönen kalten Kirschen, hoffentlich sind sie wirklich schön kalt.

Felix, 9b

 

Mein armer Vater, er liegt in der Küche mit der ganzen Hand voll Blut und ich liege hier alleine in meinem warmen, gemütlichen Bett. Er wollte doch nur für mich, die schönen kalten Kirschen in eine Tasse umfüllen, denn er weiß doch, dass es sich aus einem Glas so schlecht trinken lasse im Bett. Wegen mir ließ er also die Tasse fallen, nur wegen mir und dann, war es auch noch Mutters Lieblingstasse und er ließ sie fallen. Ich glaube, ich sollte ihm helfen, aber nein er ist sicher ganz sauer, weil ich dachte, er würde meine kalten Kirschen essen und ich bin aus meinem Bett gegangen, obwohl ich doch liegen bleiben sollte. Oh, ich glaube, ich höre ihn. Er kommt. Schnell verstecken.

Damien, 9b

 

 

Oh, ich habe so dolle Fieber. Mein Vater bringt mir gleich die Kirschen. Mein Vater bringt mir gleich die Kirschen, denn ich habe Fieber. Sehr hohes Fieber. Mein Vater hat ja die Kirschen nicht gegessen. Was war denn das Rote auf seiner Hand? Das war kein Kirschsaft. War das Blut? Ich habe meinen Vater einfach liegen gelassen, wie sie uns auf der Hälfte unseres Weges stehen gelassen hat. Sie ist unter uns. Sie ist unter uns und ausgetrocknet, genau wie die Rose, die sie mir geschenkt hatte. Es ist sehr kalt, sehr... Friert sie auch? Ja, aber sie hat uns verlassen. Sie hat uns verlassen… Ich habe meinen Vater auch allein gelassen, genau in diesem Zeitpunkt, als er mich brauchte. Er blutete. Das war kein Kirschsaft. Er hat sich sicherlich sehr einsam gefühlt. Vielleicht ist er sogar von mir enttäuscht, sowie er von ihr enttäuscht ist. Soll ich erneut zur Küche gehen? Aber ich… Ich habe Fieber. Sehr hohes Fieber. Mein Gewissen redet die ganze Zeit mit mir. Mein schlechtes Gewissen. Es fragt mich ständig, wie ich meinen Vater liegen gelassen habe. Genau wie sie. Wie konnte ich das machen? Ich habe aber Fieber. Sehr hohes Fieber. Es tut mir irgendwas weh. Irgendwie im Inneren. Sehr tief im Inneren. Auf der linken Seite meines Brustkorbes. Da, genau da. Da tut es sehr weh… Egal. Das ist doch normal, oder? Ich übertreibe es.

Jetzt muss ich mich zusammenreißen, sonst wird er noch trauriger. Los! Ich muss schlafen. Da wird sicherlich dieser große Schmerz abheilen...

Tadena, 9b




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